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EIN SPEZIALRAUMANZUG MIT SELBSTÄNDIGEM LEBENSSICHERUNGSSYSTEM

Der Raumanzug, in dem Aleksej Leonow im Kosmos schwebte, ist ein ganzer Komplex von Systemen und Einrichtungen. Der Raumanzug ist hermetisch abgeschlossen, er ist mehrschichtig. Handschuhe und Schuhe sind spezieller Konstruktion. Der metallene Helm hat ein Bullauge. Der Raumanzug besitzt ein eigenes Stromnetz, das die Funkanlagen und die Geber physiologischer Funktionen speist.

Der Raumanzug ist eine kleine hermetisch abgeschlossene Kabine. Es fehlt hier bloß der Komfort der Kabine. Um den gleichen Komfort zu schaffen, der in der Kabine herrscht, wäre es ja notwendig, im Raumanzug den atmosphärischen Druck zu erzeugen. Und dann würde sich der Raumanzug im Kosmos wie ein Fußball aufblähen. Der Mensch würde dann wie eine Puppe mit unbiegsamen

Armen und Beinen sein. Der Druck im Inneren des Raumanzuges muß also ganz niedrig sein, aber nicht weniger als 0,4 Atmosphären. Trotzdem bläht sich der Raumanzug noch bedeutend auf.

Damit der Kosmonaut den niedrigen Druck im Anzug gefahrlos übersteht, wird aus seinem Blut der Stickstoff entfernt. Bevor der Kosmonaut seinen Raumanzug anlegt, atmet er länger als eine Stunde reinen Sauerstoff ein. So wird der Stickstoff aus seinem Körpergewebe buchstäblich „ausgewaschen". Danach kann der Kosmonaut den genannten niedrigen Luftdruck gefahrlos ertragen. Solange sich der Kosmonaut im Raumanzug befindet, wird er ununterbrochen mit reinem Sauerstoff versorgt.

Auch die Atmung der Haut und die Wärmeabgabe von 90 bis 300 Kilokalorien in der Stunde darf man nicht vergessen. Wenn man nicht für Kühlung sorgt, so steigt die Körpertemperatur. Das kann mit einem Hitzschlag enden. Deshalb hat der Raumanzug ein Lüftungssystem. Dieses Lüftungssystem pumpt die Luft von Zimmertemperaturen ein, die die Wärme des Körpers regelt und die Feuchtigkeit der Haut beseitigt.

Ventilationsluft und Atmungssauerstoff für den Raumanzug werden dem Kosmonauten aus der Kabine oder einem Behälter, der am Raumanzug befestigt ist, zugeführt.

Außen besitzt Leonows Raumanzug eine mächtige Wärme-Isolierschicht und helle Färbung. Das schützt den Kosmonauten vor der Wärme, den Sonnenstrahlen und vor der Kälte im Schatten des Raumschiffes.

DER MENSCH SCHREITET INS ALL

(Nach den MaterIallen der Pressekonferenz 26.3.1965)

Pawel Beljajew erzählt:

Gleich nach dem Einflug des Raumschiffes in seine Bahn begannen wir mit der Vorbereitung auf Leonows Ausstieg in den Kosmos. Ich prüfte das Lebenssicherungssystem seines Raumanzuges, seinen Puls, seinen Atem. Aleksej hatte alle nötigen Vorbereitungen getroffen und konnte die Zeit seines Ausstieges kaum erwarten. Er wollte früher hinaus, doch ich hielt ihn zurück: jede einzelne Etappe des Experiments mußte genau nach dem Programm erfüllt werden.

Endlich kam die Zeit des Ausstieges. Aleksej verließ die Kabine. Mit Hilfe der Geräte konnte ich alle seine Handlungen verfolgen und seinen Zustand kontrollieren. Wir unterhielten auch telefonische Verbindung miteinander. Die „Woßchod 2" reagierte auf jede Bewegung des Kosmonauten außerhalb des Raumschiffes, auf jeden kleinsten Stoß. Sogar das Schurren seiner Handschuhe an der Hülle der „Woßchod 2" konnte ich hören.

Aleksej Leonow erzählt:

...Pawel Iwanowitsch schloß die Luke. Ich befand mich in der Luftschleuse. Blendendes Sonnenlicht erfüllte sie. Ich konnte hinaussteigen.

Langsam stieg ich aus der Außenluke, stieß mich Isicht von ihrem Rand ab und trennte mich vom Raumschiff. Der unendliche Kosmos umgab mich. Die Erde, die so majestätisch vor meinen Augen dahinschwamm, erschien mir ganz flach. Nur der gebogene Horizont erinnerte mich an ihre Kugelform.

Ich sah die grellen Wolken, das Blau des Schwarzen Meeres, erkannte die schneebedeckten Gipfel des Kaukasus. Dann erschienen die Wolga, der Ural, der Ob und der Jenissej. Es war, als schwebe ich über einer riesigen farbigen Landkarte.

Die Zeit verging sehr schnell. Mein Befinden war ausgezeichnet. Ich war munter und gut gelaunt. Nicht einen Augenblick fühlte ich mich einsam oder verloren. Ich wollte mich nicht einmal von dem Kosmos trennen. Als ich den Befehl zur Rückkehr in das Raumschiff erhalten hatte, stieß ich mich zum letzten Mal von der Hülle der „Woßchod 2" ab, zog dann das Verbindungskabel an mich und schwamm langsam zurück.

Es war aber nicht leicht, in die Luke zu steigen. Die Bewegungen des Kosmonauten im aufgeblasenen Raumanzug sind beschränkt. Ich mußte noch einige Zeit tüchtig arbeiten, bis ich in die Kabine zurückgekehrt war. Ich fühlte, wie der Schweiß über mein Gesicht floß. Trotzdem fühlte ich weder Luftmangel noch Temperaturschwankungen.

Ja, das war kein Spaziergang. Das war eine tüchtige körperliche Arbeit, die man ohne systematische Vorbereitung nicht leisten kann.

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