SERGEJ  PAWLOWITSCH KOROLJOW

Man kann über Sergej Pawlowitsch Koroljow vieles erzählen. Ungewöhnlich war sein Lebenslauf. Seine Kindheit verbrachte er ohne elterliche Aufsicht, und vielleicht gerade deswegen war er von klein auf an Selbständigkeit gewöhnt. Er absolvierte die Grundschule in Neshin, lernte später in Odessa.

Das Haus, in dem Serjosha lebte, war vom Standort einer Marinefliegerabteilung nicht weit entfernt. Er verliebte sich kindlich in die Fliegerei, in den Himmel. Der Traum vom Fliegen wurde zum Leitstern seines ganzen Lebens.

Im August 1924 beendete Sergej Koroljow die Berufsschule für Bauarbeiter. Außer dem Zeugnis erhielt er eine Bescheinigung über seine Mitarbeit in einem Segelfliegerzirkel, in dem er ein Segelflugzeug eigener Konstruktion gebaut hatte. Zu dieser Zeit hatte der junge Koroljow einen Berg Fachliteratur über Flugzeugkonstruktionen durchstudiert und selbst Vorlesungen gehalten.

Als Achtzehnjähriger entschloss sich Sergej Koroljow, ein Fachmann auf dem Gebiet der Luftfahrt zu werden. Er zog nach Kiew und wurde dort Student. In der Freizeit arbeitete er an der neusten Konstruktion eines Segelflugzeuges. Er verdiente sich den Lebensunterhalt als Zeitungsausträger und Fihnkomparse, als Transportarbeiter und Dachdecker. Doch seine Hauptbeschäftigung war das Studium im Luftfahrtzirkel an der Polytechnischen Hochschule.

1926 kam Sergej Koroljow als Student im dritten Studienjahr aus Kiew nach Moskau. An der Moskauer Technischen Baumann-Hochschule las er Lehrbücher von Shukowski, hörte Vorlesungen Tschaplygins und Wettschinkins und arbeitete weiter am Bau von Segelflugzeugen, ja, begann später ein Flugzeug zu konstruieren.

Die Segelflugzeuge wurden zuerst in der Umgebung von Moskau und später auf der Krim, in Koktebel (heute Planerskoje), erprobt. Viele Male schwebte Koroljow in seinen Segelflugzeugen selbst in der Luft. 1929 lernte er auch das Flugzeug führen und flog Figuren des höheren Kunstfluges.

Sein Diplomprojekt an der Moskauer Technischen Baumann-Hochschule war das Flugzeug SK 4. Nach einem Beschluss des Zentralrates der Ossoawiachim wurde das Flugzeug SK 4 unter Leitung von A. N. Tupolew gebaut. Der Konstrukteur Koroljow begann mit dem Flugzeug selbst zu fliegen. Das Flugzeug SK 4 war für jene Zeiten eine gelungene Konstruktion und hatte gute Perspektiven. Aber der Motor versagte bei einem Flug. Das Flugzeug fiel auf das Dach einer Flugzeughalle und zerschellte. Der Flieger aber bekam glücklicherweise leichte Prellungen.

Von Beginn seiner Tätigkeit als Konstrukteur an ging Koroljow keine ausgetretenen Wege. Er beschäftigte sich mit unerforschten Problemen des Flugwesens. Der Bau eines Segelflugzeuges für den höheren Kunstflug, mit dem erstmalig in der Welt Loopings geflogen wurden, und die Ausarbeitung weiterer Originalkonstruktionen für Rekordleistungen machten ihn zu einem hervorragenden Flugzeugkonstrukteur.

Anfang der dreißiger Jahre bekam S. P. Koroljow Bücher über den Raketenbau und den Raumflug in die Hände, begegnete K. E. Ziolkowski und F. A. Zander und wurde vom Problem des Rückstoßantriebs und des Raumfluges gepackt. Er sah die Zukunft des Flugwesens und der Raumfahrt um Jahrzehnte voraus und prüfte schon damals die eigenen Kräfte, bereitete sich theoretisch und praktisch für die kommenden Probleme vor.

Im Jahre 1932 wurde Sergej Koroljow Leiter der GIRD, der Gruppe zum Studium der Reaktivbewegung". Danach übernahm er leitende Funktionen am Wissenschaftlichen Institut zur Erforschung des Rückstoßes.

1934 veröffentlichte Koroljow seine Arbeit Raketenflug in die Stratosphäre". Ein Jahr später wurde Koroljow zum stellvertretenden Direktor des Wissenschaftlichen Forschungsinstituts für Raketenwesen" ernannt. Im Januar 1939 startete die Flügelrakete Typ 212" von Koroljow mit dem Petroleumtriebwerk von Gluschko. Im Februar 1940 flog der Testpilot Fjodorow mit dem Raketengleiter RP 318, den S. P. Koroljow konstruiert hatte.

Von 1942 bis 1946 war S. P. Koroljow stellvertretender Chefkonstrukteur für Triebwerke. Im Jahre 1942 wurde der erste Flug des Raketenflugzeuges BI 1 mit einem Flüssigkeitstriebwerk ausgeführt.

Nach 1945 leitete S. P. Koroljow die großen sowjetischen Konstrukteurkollektive für hochleistungsfähige Trägerraketen und Raumfluggeräte. 1947 begannen die sowjetischen Wissenschaftler, die oberen Schichten der Atmosphäre mit Raketen zu erforschen. 1949 erreichte eine sowjetische Forschungsrakete mit einer Nutzlast von 1,21 t eine Höhe von 100 km. 1951 erreichten Hunde in Raketenköpfen Höhen von 160 km und kehrten wohlbehalten zur Erde zurück. Für seine hervorragenden Arbeiten wurde S. P. Koroljow 1953 zum korrespondierenden Mitglied der Akademie der Wissenschaften der UdSSR ernannt.

Am 4. Oktober leitete Sputnik l das Zeitalter des Raumfluges ein. Die Trägerrakete und der Satellit wurden von dem Kollektiv unter Leitung von Koroljow entwickelt. Koroljow war auch Chefkonstrukteur aller nachfolgenden sowjetischen Raumflugkörper von Typen Wostok", Woßchod", Elektron", Molnija l", Kosmos" (zum Teil), Sonde" und anderer mehr. 1958 erhielt Koroljow den höchsten wissenschaftlichen Grad der Sowjetunion Akademik" Mitglied der Akademie der Wissenschaften der UdSSR in der Klasse für Mechanik.

Am 14. Januar 1966, nach einer Operation, starb Sergej Pawlowitsch Koroljow, Chefkonstrukteur der Raumschiffe, Mitglied des Präsidiums der Akademie der Wissenschaften der UdSSR, Leninpreisträger und zweifacher Held der sozialistischen Arbeit.

Jahre gehen hin. Sergej Koroljow ist nicht mehr unter uns. Geblieben ist aber das Kollektiv von Schöpfern der Raumfahrt-Trägersysteme, das er erzogen hat. Geblieben ist das leuchtende Beispiel seines Lebens, seine Leistungen, die Wärme und Herzlichkeit seines Charakters, die die Sowjetmenschen zu neuen Taten auf der Erde und im Weltraum begeistern.

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