PIONIER DES
KOSMOS JURI GAGARIN
Es war ja zu allen Zeiten und Epochen das größte Glück eines Menschen, an neuen Entdeckungen teilzunehmen.
Ich möchte diesen ersten Raumflug den Menschen des Kommunismus widmen, der Gesellschaft, in die unser Sowjetvolk bald eintritt und in die, davon bin ich überzeugt, alle Menschen der Weleintreten werden."
J. Gagarin
TASS meldete...
Die welthistorische Nachricht: Der erste Mensch im Kosmos
Am 12. April 1961 wurde in der Sowjetunion zum erstenmal in der Geschichte der Menschheit ein bemanntes Raumschiff auf eine Umlaufbahn um die Erde gebracht.
Der Pilot des Raumschiffes Wostok" ist der Bürger der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken, Fliegermajor Juri Aleksejewitsch Gagarin.
Der Start der mehrstufigen kosmischen Rakete verlief programmmäßig. Das Raumschiff erreichte die erste kosmische Geschwindigkeit und löste sich dann von der letzten Stufe der Trägerrakete. Darauf begann der freie Flug auf einer Bahn um die Erde.
Das Raumschiff mit dem Kosmonauten wiegt 4725 Kilogramm.
Mit dem Kosmonauten besteht zweiseitige Funkverbindung. Das Befinden des Kosmonauten während des Fluges wird mit Hilfe eines funktelemetrischen und eines Fernsehsystems beobachtet.
Der Kosmonaut Gagarin hat den Einflug in die Umlaufbahn gut überstanden und fühlt sich wohl. Der Flug des Raumschiffes Wostok" mit dem Kosmonauten Gagarin an Bord wird fortgesetzt.
Am Morgen des 12. April meldete das Radio Moskau diese welthistorische Nachricht. Der 12. April des Jahres 1961 wird den drei Milliarden Menschen der Erde für immer in Erinnerung bleiben. Noch niemals haben die Herzen der Menschen so schnell geschlagen, wie an diesem sonnigen Vormittag, als sich diese grandiose Nachricht über alle Kontinente verbreitete.
Ein Sowjetbürger an Bord des Weltraumschiffes! Der erste Kosmonaut der Geschichte! Er fühlt sich wohl! Er funkt über sein Wohlbefinden zur Erde!
DER WEG IN DEN KOSMOS
(Nach Juri Gagarin)
Kurz vor dem Starttag
Die Zeit des Startes kam näher. Bald hieß es: zum Kosmodrom Baikonur fliegen. Das Raumschiff, mit dem ich fliegen sollte, erhielt den Namen Wostok". Wahrscheinlich, weil im Osten die Sonne aufgeht und das nächtliche Dunkel vertreibt. Der Start sollte am festgesetzten Tag, pünktlich auf die Minute stattfinden.
Kurz vor dem Starttag war ich in Moskau. Vor einem entscheidenden Schritt im Leben gehen viele Sowjetmenschen auf den Roten Platz, zum Kreml, zu Lenin. So schritt auch ich mit German Titow, meinem Ersatzmann, zur Kremlmauer. Später wurde dieser Gang für alle Kosmonauten zur Tradition.
Wir überquerten den Roten Platz und blieben vor dem Mausoleum stehen. Auf dem Spasskaja-Turm schlug die Uhr. Die Wache wurde abgelöst. Tauben flogen über dem Platz. Und vom Kremlpalast wehte die rote Staatsflagge. Die Hand salutierend am Mützenschirm nahmen wir von Moskau Abschied.
Noch am gleichen Tag flogen wir zum Kosmodrom Baikonur.
Kosmodrom Baikonur, den 12. April 1961
Der Bus fuhr mit großer Geschwindigkeit zum Kosmodrom Baikonur. Schon von weitem sah ich die silbrige Rakete mit ihren sechs Triebwerken von insgesamt 20 Millionen PS (Pferdestärke). Näher zum Startplatz wurde die Rakete immer riesiger. Sie sah wie ein gigantischer Leuchtturm aus. Ihre Spitze glänzte in den Strahlen der aufgehenden Sonne.
Wir hatten günstiges Flugwetter. Der Himmel war klar, und nur in der Ferne gab es kleine Wolken.
Auf dem Startplatz sah ich den Theoretiker der Raumfahrt und den Chefkonstrukteur. Für sie war es der schwerste Tag. Sie standen wie immer nebeneinander. Ihre Gesichter waren von der Morgensonne beleuchtet.
Auch die Mitglieder der Staatlichen Kommission, Wissenschaftler, führende Konstrukteure, mein treuer Freund German Titow und meine anderen Kameraden waren da. Über allem lag das Licht eines neuen Tages.
Wie die Sonne lacht!" rief ich aus.
Ich trat auf den Vorsitzenden der Staatlichen Kommission zu und meldete:
Oberleutnant Gagarin zum ersten Raumflug mit dem Raumschiff "Wostok" bereit!"
Glücklichen Flug! Wir wünschen Ihnen gutes Gelingen!" antwortete er und drückte mir fest die Hand.
Ein glückliches Gefühl erfüllte mich. Die Musik, die in mir klang, gab mir neue Worte, als ich eine Erklärung für den Rundfunk und Presse abgab:
Liebe Freunde, bekannte und unbekannte, liebe Landsleute, Menschen aller Länder und Kontinente!
In wenigen Minuten wird mich ein mächtiges Raumschiff in die fremden Weiten des Alls tragen. Was kann ich euch in diesen letzten Minuten vor dem Start sagen? Mein ganzes Leben kommt mir jetzt wie ein wunderschöner Augenblick vor. Alles bisher Erlebte und Gesehene war erlebt und geleistet um dieses Augenblickes willen ...
Ich weiß, daß ich meine ganze Willenskraft aufbieten werde, um den Auftrag aufs beste zu erfüllen. Bin ich glücklich, wenn ich mich jetzt auf den Flug in den Kosmos begebe? Natürlich bin ich glücklich. Es war ja zu allen Zeiten und Epochen das größte Glück eines Menschen, an neuen Entdeckungen teilzunehmen.
Ich möchte diesen ersten Raumflug den Menschen des Kommunismus widmen, der Gesellschaft, in die unser Sowjetvolk bald eintritt und in die, davon bin ich überzeugt, alle Menschen der Welt eintreten werden.
Bis zum Start sind wenige Minuten geblieben. Ich sage euch, liebe Freunde, auf Wiedersehen, wie die Menschen einander immer sagen, wenn sie eine große Reise antreten. Wie gern möchte ich euch alle umarmen, euch meine lieben Bekannten und Unbekannten, euch, Menschen von nah und fern!"
Start
Ich trat in die Kabine. Sie roch nach Feld. Man setzte mich in den Sessel. Geräuschlos schloss sich die Luke. Ich war allein mit den Geräten. Ich konnte alles hören, was sich draußen auf meiner teuren Erde abspielte. Nun sind die Metallträger fortgenommen. Es wurde ganz still.
Ich meldete: Achtung! Sender "Morgenröte" (Sarja), hier Zeder (Kedr). Funkverbindung geprüft, Druck in der Kabine l, Feuchtigkeit 65 Prozent, Temperatur 19 Grad. Befinden gut. Startbereit!"
Der technische Leiter des Fluges meldete anderthalb Stunden Flugbereitschaft. Dann eine Stunde, eine halbe Stunde. Ein paar Minuten vor dem Start sagten mir meine Kameraden, daß sie mein Gesicht auf dem Bildschirm der Fernsehanlage gut sehen. Alle freuten sich, daß ich guter Stimmung war.
Ich antwortete: Herz schlägt normal. Befinden gut. Handschuhe angezogen. Helm geschlossen. Startbereit!"
Dann wurden die Befehle für die Startvorbereitungen durchgegeben. Endlich befahl der technische Leiter des Fluges: Aufstieg!"
Ich antwortete: Los geht's!"
Ich schaute auf die Uhr. Es war 9.07 Uhr Moskauer Zeit. Ich hörte ein Pfeifen, dann ein Dröhnen, das immer stärker wurde. Bald fühlte ich, wie das gigantische Raumschiff erzitterte und sich langsam, ganz langsam, von der Startrampe löste.
Die Beschleunigung wurde immer stärker, die Belastung größer. Ich fühlte, wie mich eine riesige Kraft immer tiefer in meinen Sessel presst. Ich konnte kaum den Arm oder das Bein bewegen.
Erde" teilte mit, daß seit dem Start siebzig Sekunden vergangen waren.
Ich antwortete: Habe verstanden: siebzig. Befinden ausgezeichnet. Setze den Flug fort. Überlastung steigt. Alles in Ordnung."
Die Antwort klang munter, doch ich dachte dabei: .Erst siebzig Sekunden." Die Sekunden dehnen sich wie Minuten.
Ich unterhielt mit der Erde zweiseitige Funkverbindung über drei Kanäle. Ich hörte die Stimmen der Kameraden auf den Funkstationen ganz deutlich.